Berliner Zeitung
Stuttgarter Zeitung
RHEIN-NECKAR-ZEITUNG
DIE RHEINPFALZ
SÜDKURIER I
SÜDKURIER II |
|
Wie sich Farbe selber abbildet
Die Kunstszenen schmähen zyklisch die gegenständliche Materei, um sie
dann wenige Jahre später mit großem Getöse wieder zu entdecken. Der-
zeit erfreut sie sich wieder allseitiger Beliebtheit und landauf, landab ver-
künden Ausstellungen die Renaissance des Figurativen. Dabei wird gerne
übersehen, dass selbst in den bilderfeindlichsten Zeiten immer mit großem
Ernst weiter gemalt wurde. Und umgekehrt werden heute, da der Realismus
einen fast hysterischen Erfolg feiert, Maler auf den Sockel gehoben, die
eigentlich mit Zeitgeistströmungen nichts im Sinn haben.So könnte man auch
Michael Luthers monumentale Gemälde leichtfertig dem gegenwärtigen Boom
des Fotorealismus zurechnen. Doch verfehlt . man damit wohl den Kern seiner
Malerei. Luther stellt im wörtlichen Sinn die Farbe dar. Er drückt die Farbpasten
aus ihren Tuben heraus, arrangiert sie zu zähflüssigen Kaskaden und Lavaströmen
und fotografiert sie. Die so entstandenen Bilder vergrößert und bearbeitet Luther
am Computer; schließlich malt er die Vorlagen in skrupulöser Technik und im
Riesenformat ab. Ist das überhaupt gegenständliche Malerei? Viel eher ist es wohl
Reflektion über das Wesen der Malerei, über ihren medialen Stellenwert übersehen,
wie über ihre Materialität - die Farbe bildet sich selber ab. Luthers Hochglanzstil geht
so weit, dass man auf Reproduktionen kaum mehr erkennen, kann, ob es ein Foto
oder ein Gemälde ist. Der Grafiker Michael Richmann, bietet nun in seinem jüngst
eingerichteten Ausstellungsraum OP 45 Gelegenheit, diese virtuosen Farbaltäre in
ihrer ganzen Pracht zu bewundern.
MIchael Luther "Fenster zum Hof'. OP 45, Börnestraße 45, Berlin Weißensee
|
Berliner Zeitung, S. Preuss 10.Juli 2003 |
|