Berliner Zeitung
Stuttgarter Zeitung
RHEIN-NECKAR-ZEITUNG
DIE RHEINPFALZ
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Muttermilch
Kunststiftung: Luther/Stublic
Was auf den Teiler kommt, wird gemalt. Informel, Pop-Art und Fotorealismus scheinen Michael Luther die Rezeptur seiner Gemälde geliefert zu haben. Zugleich sind die knallbunten Unformen seiner Kompositionen das Ergebnis eines mehrstufigen Denk- und Arbeitsprozesses. An dessen Anfang steht jeweils ein Teller, bedeckt mit dem ausgedrückten Inhalt mehrerer Farbtuben. Dieser bunte Brei wird abfotografiert, vergrößert und schließlich in fotorealistischer Manier nachgemalt. In der Kunststiftung Baden-Württemberg zeigt der Wahlberliner eine Auswahl neuerer Arbeiten.
Gesellschaft erhält er von dem Medienkünstler Alexander Stublic, dessen Installation aus einem bedruckten Lamellenvorhang Theorie und Sinnenfreude aber weniger souverän unter einen Hut bringt. Da bleiben wir doch lieber bei Luthers kraftvollem Kolorismus: Der lange Weg vom Urbild zum Abbild zehrt von der puren Farbe als der Muttermilch der Malerei. Flüssig plätschert ein Swimmingpoolblau, fettig glänzend ziehen sich rosa Wülste über die Bildfläche, unterbrochen von schwärzlichen Schlieren. Reine Malerei und perfekte Illusion verflechten sich, fast so, als solle damit Kandinskys alte Forderung nach einer Synthese von "großer Abstraktion" und "großer Realistik" erfüllt werden.
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lei Stuttgarter Zeitung vom 31.10.2003 |
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